Tour 26 Waisenhaus

09.08.2023

Unsere Vorbereitungen für die Sommertour von Team Mukachevo werden von Mal zu Mal routinierter. Mittlerweile wissen wir genau, was unsere verschiedenen Anlaufstellen in Mukachevo und Umgebung benötigen. Für Katia und ihr Netzwerk der Flüchtlingshilfe und Unterstützung der Soldaten an der Front haben wir auch dieses Mal die leckeren Suppen der Tressbrüder angefragt. Außerdem haben wir für Katia noch allerlei medizinischen Bedarf wie Verbandsmaterial und Medikamente gesammelt.Das Waisenhaus bei Mukachevo hatte uns um haltbare Lebensmittel und Kinderbekleidung gebeten. Hier wurden wir wieder von der Zeppelinschule unterstützt. Obwohl wir schon zum dritten Mal innerhalb eines Schuljahres um Sachspenden gebeten haben, wurden wir wieder von der Hilfs- und Spendenbereitschaft der Schulgemeinschaft überrascht. Wir haben uns sehr gefreut über die durchdachten und zielgerichteten Spenden. VIELEN DANK 😊 Außerdem wurden die Lebensmittelvorräte des Waisenhauses mit einem gezielten Einkauf bei der METRO aufgefüllt. Auch hier bedanken wir uns herzlich für die großzügige Spende!

Zusätzlich zu den Spenden für Mukachevo haben wir noch von einer Aktion aus Göppingen über 100 Care-Pakete für die Flutopfer von Cherson transportiert.

Und unser Auto haben wir dieses Mal von der Firma Voehringer in Trochtelfingen gestellt bekommen. Wir bedanken uns recht herzlich für Ihr Vertrauen. Es ist für uns nicht selbstverständlich, dass man ein Auto für eine Tour von fast 4000 Kilometern zur Verfügung stellt und das ohne mit der Wimper zu zucken!

Das Geld für den Sprit und die Maut kam aus dem Erlös des Tennisturniers des TCR.

Auch wenn wir bereits wissen, was uns erwartet, sind die letzten Tage vor der Tour immer sehr stressig. Unsere Wohnung war eine Mischung aus Supermarkt und Versandhandel. Kartons stapelten sich in allen Räumen bis unter die Decke. So waren wir dann schon fast erleichtert, als es dann am 31. Juli endlich losging und wir, Doro und Patric aus Römerberg, unsere bislang längste und weiteste Tour starten konnten.

Geplant waren insgesamt knapp 4000 km durch 6 Länder und das innerhalb von 5 Tagen. Ich muss hier an dieser Stelle wohl nicht dazuschreiben, dass nicht alles so geklappt hat, wie wir uns das vorgestellt und geplant haben. Aber dazu später mehr.

Nach unserem ersten Stopp bei den Tressbrüdern in Gauingen (hier haben wir noch eine Palette Suppen aufgeladen) konnten wir die Nacht durchfahren. Früh am nächsten Morgen kamen wir an der ungarisch-ukrainischen Grenze an. Nach einer reibungslosen Einreise hat uns Sergej in Empfang genommen und uns die weitere Tagesplanung erläutert. Sehr zu unserer Überraschung stand nämlich nicht nur Abladen bei Katia auf dem Programm, sondern auch ein Fernsehtermin mit dem ukrainischen Staatsfernsehen. Das hört man doch nach einer durchgefahrenen Nacht und den dementsprechenden Augenringen gerne… Dennoch hat es uns gefreut, dass Katias unermüdliches Engagement für die Flüchtlinge in Mukachevo gewürdigt wird. Dass sie noch regelmäßig Hilfe von uns aus Deutschland bekommt, war für das Fernsehteam besonders spannend. Wir wurden also beim Ausladen gefilmt und kurz interviewt und nach wenigen Minuten war die Aufregung wieder vorbei.

Am Nachmittag sind wir dann noch im Supermarkt einkaufen gegangen. Vor unserer Tour wurde uns Geld gespendet, mit dem Wunsch von dem Betrag gesunde Lebensmittel für das Waisenhaus zu kaufen. Das haben wir natürlich gerne gemacht. Es hat uns super viel Spaß gemacht, den Kindern frische Sachen wie Bananen, Äpfel, Paprika und vieles mehr zu kaufen. Dank Google Übersetzer und sehr freundlichen Mitarbeiter konnten wir kurze Zeit später fast 4 volle Einkaufswägen in unserem Transporter verstauen.

Nach einer erholsamen Nacht im Hotel sind wir am nächsten Tag zu den Kindern ins Waisenhaus gefahren. Leider waren vor Ort nur ein paar Neuankömmlinge. Wir haben also ausgeladen und ein bisschen mit den wenigen Kindern gespielt, die gerade da waren. Alle anderen Kinder waren tagsüber in der Stadt bei einem Ferienprogramm von Worldvision. Auch hier sind wir kurz vorbeigefahren, um die Kinder zu überraschen. Die Wiedersehensfreude war groß und auch hier waren die Süßigkeiten und Seifenblasen aus Deutschland der Hit. Es war schön, dass wir uns wenigstens kurz davon überzeugen konnten, dass es den Kindern gut geht.

Nun hatten wir alle unsere Spenden abgeladen und der Transporter war leer. Eigentlich hätten wir also an dieser Stelle wieder die Heimreise antreten können. Doch wir hatten noch viel vor. Ein Transporter mit Hilfsgütern hat uns dieses Mal nicht gereicht. Daher sind wir über die Slowakei ausgereist und nach Polen gefahren. Spät am Abend kamen wir in Lancut an. Hier hat Maja von Elephant ihr Lager. Ziel war es, den Transporter am nächsten Morgen nochmal mit Instantnudeln, Müsli, Dove-Seife und Krankenhausbedarf zu füllen. Außerdem haben wir noch ein 300 kg schweres Fischernetz dazubekommen, das von den Helferinnen in Mukachevo zu Tarnnetzen für die Front verarbeitet werden sollte.

Wir waren noch sehr gut gelaunt, als wir dann mit unserer 2. Ladung am Donnerstagmittag von Polen Richtung Slowakei düsten, um von dort wieder in die Ukraine einzureisen. Kurze Zeit später änderte sich das schlagartig. An dem ersten Grenzübergang teilte man uns nach über einer Stunde Wartezeit mit, dass wir uns aufgrund unserer Ladung in die LKW-Schlange einreihen müssen. Länge der Schlange war circa 3 Kilometer, Wartezeit nicht abschätzbar. Das war uns zu doof und wir entschieden uns, zu einem kleineren Grenzübergang zu fahren, der circa 45 Minuten entfernt war. Außerdem war uns dieser Grenzübergang schon bekannt, da wir da einen Tag zuvor ausgereist waren. Dort angekommen wurde uns relativ schnell bewusst, dass wir einen Fehler gemacht hatten. Der slowakische Zoll war gar nicht begeistert. Unsere Papiere waren angeblich fehlerhaft und ungenau und der Grenzübergang war von uns auf dem Formular geändert worden (Wie konnten wir nur?!). Das war der Grund für die "netten Beamten" uns nach allen Regeln der Kunst zu filzen. Es wurde jedes Päckchen geöffnet und nachgewogen. Nach kurzer Zeit haben sich auch sämtliche Beamten geweigert, sich auf Englisch mit uns zu verständigen. Da wir aber kein slowakisch können, war die Kommunikation sehr schwierig und beschränkte sich auf Gestik und genervtes Augenrollen auf beiden Seiten. Nach circa 2 Stunden war der Spaß vorüber und man gab uns unmissverständlich zu verstehen, dass es das letzte Mal sei, dass wir an diesem Übergang ein- oder ausreisen. Wir wissen im Endeffekt nicht, was das Problem war. Wir haben sehr oft darauf hingewiesen, dass es sich um humanitäre Hilfe handelt. Das hat aber auch nicht weiter interessiert.

Die Einreise in die Ukraine war ehrlich gesagt auch nicht viel besser, da unsere Zollpapiere durch die slowakische Untersuchung nun so vollgekritzelt waren, dass wir alles nochmal komplett neu ausfüllen mussten. Auf einem kyrillischen Formular… Wir waren begeistert.

So kamen wir erst circa 6 Stunden später in Mukachevo an und konnten nur noch bei Nacht ausladen. Katias Dankbarkeit sowie ein starker ukrainischer Wodka haben uns wieder beruhigt. Nach einer sehr kurzen Nacht sind wir am nächsten Morgen früh zur Grenze aufgebrochen. Drei Stunden Wartezeit wegen Schichtwechseln auf beiden Seiten (das Glück war nicht mehr mit uns…) später konnten wir nach Ungarn ausreisen. Die Heimfahrt hat sich ziemlich gezogen. Wir kamen erst nach Mitternacht in Trochtelfingen an und haben dort unseren Transporter abgegeben, der uns auf 4000 Kilometern gute Dienste geleistet hatte. Nach weiteren 2 Stunden waren wir dann nach über 22 Stunden Rückreise wieder zu Hause.

Die Reise war beschwerlich und ich kriege heute noch Herzrasen, wenn ich an Grenzübergänge denke. Aber die Tour war auch wichtig. Wir konnten 2 volle Transporter mit Hilfsgütern in die Ukraine bringen. Manche Nahrungsmittel sind an die Front gegangen (Tresssuppen), ein großer Teil hilft den circa 40 Kindern im Waisenhaus und sichert ihr Überleben für einige Wochen. Vor Ort wurde uns gesagt, dass die Kinder nur noch kalte Mahlzeiten (Frühstück und Abendessen) gestellt bekommen. Alles andere ist spendenbasiert. Die Kinder brauchen uns und unsere Lebensmittel- und Kleiderspenden also dringend. Und deswegen werden wir mit Ihrer Unterstützung wieder fahren! 😊

Doro und Patric aus Römerberg (Team Mukachevo)